03.11.04
Bolzaneto: Liebe Freundin, lieber Freund
Liebe Freundin, lieber Freund,
wie vielleicht bereits über die Medien oder über durch unsere Webseite www.veritagiustizia.it bekannt, wird in den nächsten Monaten (27-01-2005) die Vorverhandlung gegen 47 Beamte und Angehörige der Polizei, der Gefängniswache, Ärzte und Pfleger stattfinden.
Es handelt sich dabei insbesondere um
12 Carabinieri
14 Polizeibeamte
16 Strafanstaltspolizeibeamte
5 Ärzte und Krankenpfleger
welchen die Misshandlungen derjenigen, die von Freitag, 20. Juli bis zum Sonntag, 22 Juli 2001, in der Kaserne Bolzaneto von Genua als Festgenommene und/oder Angehaltene verweilt haben, vorgeworfen wird.
Da das spezifische Verbrechen der Folter in der italienischen Rechtsordnung unbekannt ist, hat die Staatsanwaltschaft Antrag auf Überweisung in das Hauptverfahren für folgende Verbrechen gestellt: Amtsmissbrauch, Körperverletzung, Tätlichkeiten, Beleidigung, Nötigung, Missbrauch der Amtsgewalt gegenüber in Haft befindlichen Personen, Drohung, Urkundenfälschung, Unterlassung der ärztlichen Meldung, persönliche Begünstigung.
Es ist wahrscheinlich unnötig, Dich auf die Wichtigkeit dieses Prozesses, welcher denen, die in jenen Tagen in ihren Grundrechten verletzt wurden, die Möglichkeit gibt, die Verurteilung zumindest einiger der Angeklagten zu erwirken und einen Schadensersatz zugesprochen zu bekommen, aufmerksam zu machen.
Der Weg ist noch lang, da sich nun nur um die so genannte Vorverhandlung anbahnt, in welcher der Richter entscheiden wird, ob und welche Angeklagte in das im Hauptverfahren verwiesen werden, welches die Schuldurteile verhängen kann.
In dieser Phase könnte es sein, dass einige Angeklagte das so genannte “verkürzte Verfahren” wählen werden, welches die Überprüfung und die Öffentlichkeit des Hauptverfahrens ausschließt; andere Angeklagte könnten die Strafzumessung eingehen, und somit eine Strafe mit der Anklage vereinbaren; es könnte auch sein, dass für einige Angeklagte das Verfahren archiviert, d.h. eingestellt, wird.
Deshalb können wir nichts als gegeben betrachten, und bereiten uns auf die Vorverhandlung vor, damit unsere Anwesenheit ihren Zweck erfüllt. Technisch gesehen können wir uns als Nebenkläger einlassen, um die Schadensersatzansprüche geltend machen zu können und aktiv den Prozess mitverfolgen können.
Diese Möglichkeit ist nicht nur den Misshandelten der Bolzanetokaserne vorbehalten, sondern kann auch von deren Familienangehörigen geltend genutzt werden, insofern sie auch einen Schaden erlitten haben. Diese haben stunden- oder tagelang Kinder, Eltern, Lebensgefährten, verloren, welche in der Bolzanetokaserne verschwunden waren, ohne dass sie darüber in Kenntnis gesetzt wurden, da den Betroffenen das Rechtes verboten wurde, Verwandte, Anwälte oder das Konsulat zu benachrichtigen.
Im Prozess für die Diazschule, welcher in diesen Tagen in der Vorverhandlung steht, habe ich das Recht in Anspruch genommen, mich als Nebenklägerin als Mutter einer der Opfer im Prozess einzulassen. Ich werde das gleiche Recht für die Bolzanetokaserne ausüben, für den Schaden, den ich als Mutter einer Misshandelten, die in der Kaserne über 24 Stunden verschwunden ist, erlitten habe.
Wir schätzten es als sehr wichtig, dass Alljenige, welchen Gewalttaten und Schäden zugefügt wurden, sich als Nebenkläger einlassen: wenn Du auch dieser Ansicht bist und keinen Anwalt kennst, setzte Dich mit uns in Kontakt, damit wir Dir die notwendigen Informationen geben können und Dich eventuell auf einen Anwalt verweisen können. Wenn Du bereits einen Anwalt hast, und über die Initiativen des Komitees für Wahrheit und Gerechtigkeit für Genua am Laufenden gehalten werden willst, kannst Du uns unter der Adresse info@veritagiustizia.it erreichen.
Durch Deine Emailadresse und / oder deine Telefonnummer werden wir zu Dir Verbindung aufnehmen, um Dich über die Initiativen des Komitees für Wahrheit und Gerechtigkeit zu informieren und Dir alle nötigen Informationen zu geben.
Mit freundlichem Gruss,
Enrica Bartesaghi
Präsident des Komitees für Wahrheit und Gerechtigkeit für Genua
www.veritagiustizia.it
info@veritagiustizia.it
Das Komitee für Wahrheit und Gerechtigkeit für Genua sammelt Spenden für die Opfer der Polizeigewalt in Genua im Juli 2001: K/K 34566992 ABI 07061 CAB 01400.